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Nutze die Zeit und mach das Beste daraus!

Pestalozzi-Jugendstätte Burghof

Vom Bruch zum Wendepunkt

Ganze viereinhalb Jahre verbringt Sam im Burghof – einer Institution für Jugendliche mit schwierigen Lebensumständen oder Straffälligkeit. Die Eingewöhnung ist schwierig: neue Regeln, fremde Menschen, keine vertraute Umgebung. Doch was zunächst wie ein abrupter Bruch wirkt, wird rückblickend zu einem Wendepunkt. Sam macht eine Ausbildung zum Karosseriespengler und findet Halt bei seinen Lehrmeistern. Heute lebt er in der Zentralschweiz, hat eine eigene Wohnung, einen festen Job und klare Ziele vor Augen. Im Interview erzählt er von prägenden Momenten, Stolz und Rückschlägen.
Was macht die Institution «Burghof»?

Der Burghof ist eine Resozialisierungseinrichtung für straffällige Jugendliche oder solche mit schwierigen Biografien. Eine Art letztes Auffangnetz. Es geht vor allem darum, Struktur in den Alltag der Jugendlichen zu bringen und auf eine Ausbildung hinzuarbeiten, damit die Jugendlichen, wenn sie die Institution verlassen, eine Ausbildung vorweisen und auf eigenen Beinen stehen können.

Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag in der Institution?

Im ersten Moment war es schon ein Schock. Man wird komplett aus dem Leben gerissen: Familie, Freunde, bekanntes Umfeld – alles weg. Dieser Situationswechsel ist ja eigentlich gut und notwendig, es ist aber nicht besonders angenehm. Auf einmal gab es viele Regeln wie Zimmerstunde, Handy abgeben und am Wochenende nicht weg dürfen. Vorher hat man fast gesetzlos gelebt und plötzlich muss man sich an all das halten, mit neuen Leuten und dem neuen Umfeld klarkommen. Das war schon sehr eindrücklich.

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«Meine Lehrmeister haben mir während meiner Ausbildung eigentlich alles mitgegeben, um das aufzubauen, was ich jetzt habe.»
Wie fühlst du dich heute, wenn du an diese Zeit zurückdenkst?

Es sind gemischte Gefühle. Es gab einige schwierige Moment. Jugendliche geraten häufig miteinander in Konflikt, aber eigentlich verbindet einen doch ein ähnliches Schicksal und man kann den anderen nachfühlen. Es war ein Auf und Ab. Schliesslich würde ich sagen, dass es eine gute Erfahrung war. Ich wäre heute nicht da, wo ich jetzt bin, wäre ich nicht im Burghof gewesen.

Du hast dich damals für die Ausbildung als Karosseriespengler entschieden, warum?

Vor allem wegen meiner Lehrmeister. Ich habe sie kennenlernen dürfen und dann haben sie gleich gefragt:  «Kommst du zu uns?» Ich konnte einfach nicht «Nein» sagen. Mit ihnen hatte ich schnell eine gute Verbindung. Sie haben mir sehr viel beigebracht. Nicht nur auf beruflicher Ebene, sondern auch auf persönlicher Ebene.

schlüsselbund

Was zum Beispiel?

Auf mich selbst stolz zu sein, Verantwortung übernehmen zu können und selbständig zu sein. Sie haben mir während meiner Ausbildung eigentlich alles mitgegeben, um das aufzubauen, was ich jetzt habe. Mein Schlüsselbund ist ein guter Erinnerungsgeber dafür – daran sind die Schlüssel für meine Wohnung, den Betrieb, in dem ich arbeite, und früher waren sogar noch ein Auto- und ein Töffschlüssel dran.

Was würdest du deinem «jüngeren Ich» sagen, das gerade im Burghof seinen ersten Tag bestreitet?

Ich würde meinem «jüngeren Ich» sagen, dass er einfach durchhalten muss. Zuerst dachte ich nicht, dass ich das schaffen würde, aber es ging. Nutze die Zeit und mach das Beste daraus!

Zum Abschluss: Wo stehst du heute und was bringt die Zukunft?

Ich wohne in der Zentralschweiz in einer schönen Wohnung. Ich habe bewusst nach einem ruhigen Standort gesucht und wollte einfach weg von St. Gallen. In Nidwalden habe ich es ruhig und arbeite in einem stabilen Beruf. Für die Zukunft erhoffe ich mir, irgendwann Werkstattleiter zu werden und einfach glücklich zu sein.

Einblicke

25 Jahre —
in persönlichen Geschichten