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Beziehung vor Leistung

Vertigo – Schule und Ausbildung

Kommunikation und Reflexion im hektischen Küchenalltag

Mauro war lange selbstständig in der Gastronomie tätig, bevor er durch einen Freund vom Vertigo hörte – einer sozialpädagogischen Institution für Berufsintegration mit Sonderschule. Heute leitet er dort das Restaurant «Tante Emil» und bildet Jugendliche aus, die sich in einer herausfordernden Lebensphase befinden. Für Mauro ist klar, Beziehung vor Leistung. In seiner Küche wird nicht nur gekocht, sondern auch zugehört, gelacht, diskutiert und auf die Arbeitswelt vorbereitet. Seine Vision ist es, Jugendliche stark zu machen, ihnen Selbstvertrauen zu geben und ihnen zu zeigen, dass sie etwas draufhaben. Im Interview erzählt Mauro, warum er lieber mit Herz als mit Druck führt.
Mauro, was ist deine Rolle im Vertigo?

Ich bin Koch im Tante Emil und zusätzlich bin ich auch Arbeitsagoge. Mein Ziel ist es, Jugendliche, die etwas mehr Unterstützung brauchen, im zweiten Arbeitsmarkt auszubilden und sie auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen?

Es ist meistens angenehm. Wir sind sicher wohlwollender, als die Privatwirtschaft und gehen viel mehr auf die Beziehung zueinander ein. Das heisst, es ist uns wichtig, miteinander zu kommunizieren und zu reflektieren. Wir wollen die Jugendlichen fördern und motivieren, nicht kaputt machen. Wir begegnen ihnen auf Augenhöhe, versuchen möglichst freundschaftlich heranzugehen, um ihnen zu vermitteln, dass wir da sind, um sie zu unterstützen.

Hässig sosse
«Wir wollen die Jugendlichen fördern und motivieren, nicht kaputt machen.»
Wo siehst du Herausforderungen für die Jugendlichen, die bei dir eine Ausbildung machen?

Man muss schon eine dicke Haut haben, um Koch zu werden. Zum einen wegen der Arbeitszeiten und zum anderen wegen des Stresses. In den Hochzeiten muss es schnell gehen, ohne an Qualität zu verlieren. Dadurch kann der Umgang in der Gastronomie oft sehr rau werden. Das kann herausfordernd sein, aber auch darauf bereiten wir sie gut vor. Ich erwähne immer wieder, dass es draussen anders ist und sie dann auch mit Kritik umgehen müssen.

mauro

Wie motivierst du sie, am Ball zu bleiben?

Vergangenen Sommer haben wir gemeinsam eine scharfe Tomatensauce entwickelt, die «Hässig-Sosse».

Jeder von ihnen hat von mir die Zutaten bekommen mit dem Hinweis, eine scharfe Tomatensosse zu kreieren. Im Anschluss gab es ein Blind-Tasting und es wurden Punkte vergeben. Die Sauce mit den meisten Punkten wurde dann als Rezept aufgenommen und wir haben einige Gläser abgefüllt und verschenkt. Mit solchen Aktionen können wir ihre intrinsische Motivation und ihre Identität im Berufsfeld steigern. Sie haben etwas, auf das sie stolz sein können.

Was würdest du ihnen wünschen für ihre Zukunft?

Ich würde ihnen wünschen, dass sie auf ihr Können vertrauen. Sie werden hier bei uns sehr gut ausgebildet und auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Die schlechten Erfahrungen, die sie oft in ihrer Vergangenheit gemacht haben, hat ihnen ein Stück Sicherheit genommen und ich hoffe, dass wir ihnen diese wieder etwas zurückgeben können und sie dadurch mehr an sich glauben.

Einblicke

25 Jahre —
in persönlichen Geschichten