
Beziehung vor Leistung
Kommunikation und Reflexion im hektischen Küchenalltag

Ich bin Koch im Tante Emil und zusätzlich bin ich auch Arbeitsagoge. Mein Ziel ist es, Jugendliche, die etwas mehr Unterstützung brauchen, im zweiten Arbeitsmarkt auszubilden und sie auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Es ist meistens angenehm. Wir sind sicher wohlwollender, als die Privatwirtschaft und gehen viel mehr auf die Beziehung zueinander ein. Das heisst, es ist uns wichtig, miteinander zu kommunizieren und zu reflektieren. Wir wollen die Jugendlichen fördern und motivieren, nicht kaputt machen. Wir begegnen ihnen auf Augenhöhe, versuchen möglichst freundschaftlich heranzugehen, um ihnen zu vermitteln, dass wir da sind, um sie zu unterstützen.

«Wir wollen die Jugendlichen fördern und motivieren, nicht kaputt machen.»
Man muss schon eine dicke Haut haben, um Koch zu werden. Zum einen wegen der Arbeitszeiten und zum anderen wegen des Stresses. In den Hochzeiten muss es schnell gehen, ohne an Qualität zu verlieren. Dadurch kann der Umgang in der Gastronomie oft sehr rau werden. Das kann herausfordernd sein, aber auch darauf bereiten wir sie gut vor. Ich erwähne immer wieder, dass es draussen anders ist und sie dann auch mit Kritik umgehen müssen.

Wie motivierst du sie, am Ball zu bleiben?
Vergangenen Sommer haben wir gemeinsam eine scharfe Tomatensauce entwickelt, die «Hässig-Sosse».
Jeder von ihnen hat von mir die Zutaten bekommen mit dem Hinweis, eine scharfe Tomatensosse zu kreieren. Im Anschluss gab es ein Blind-Tasting und es wurden Punkte vergeben. Die Sauce mit den meisten Punkten wurde dann als Rezept aufgenommen und wir haben einige Gläser abgefüllt und verschenkt. Mit solchen Aktionen können wir ihre intrinsische Motivation und ihre Identität im Berufsfeld steigern. Sie haben etwas, auf das sie stolz sein können.
Ich würde ihnen wünschen, dass sie auf ihr Können vertrauen. Sie werden hier bei uns sehr gut ausgebildet und auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Die schlechten Erfahrungen, die sie oft in ihrer Vergangenheit gemacht haben, hat ihnen ein Stück Sicherheit genommen und ich hoffe, dass wir ihnen diese wieder etwas zurückgeben können und sie dadurch mehr an sich glauben.